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  • AutorenbildBlickwechsel mit Kerstin

Von Energie-fresser-Sätzen wie “ich schaffe das sowieso nicht!”

warum wir uns mit solchen Halbwahrheiten selbst belügen und einengen

“Ich stehe zum zweiten Mal genau an dieser Stelle! Ich fühle mich ausgelaugt, ausgepowert, kraftlos, sinnlos. Ich habe mich wieder einmal gekümmert, nützlich gemacht, gearbeitet und getan. Ich habe es gut gemacht, oft sogar noch besser als gut. Darüber hinaus habe ich mich selbst wieder vergessen. Ich stehe schon wieder hier an diesem Punkt, an dem ich bereits einmal war. Ehrlich gesagt schon oft. Immer wieder gelange ich hierhin, aber nicht weiter. Ich komme einfach nicht weiter. Ich gebe auf, ich schaffe das sowieso nicht. Ich kann das nicht. Ich werde wohl damit leben lernen müssen!”

“Ich werde es sowieso nicht schaffen! Ich kann das nicht” Wie fühlt sich dieser Satz für dich an? Sprich ihn einmal aus... Ich kann das nicht... Ich schaffe das nicht... Es sind Sätze, die dir Energie rauben, die eine Situation für ausweglos, ja beendet und abgehakt erklären. Hier gibt es keinen Spielraum mehr, keine Möglichkeit, keine Diskussion. “Ich kann das nicht, du kannst das nicht, Punkt. Also schaue, dass du damit klarkommst, damit leben lernst!”

Schnell wird solch ein Satz zur Verallgemeinerung, zur lebensbegleitenden Einstellung. Höre dir selbst und deinen Gedanken einfach mal über mehrere Tage hinweg zu, bewertungsfrei und neugierig. Wie oft sagst oder denkst du das von dir selbst oder einem Mitmenschen? Wie sehr engst du dich oder den anderen dabei ein?

Wäre es nicht schöner zu sagen: “ich habe das gerade im Moment nicht geschafft, aber das ist nicht schlimm, ich probiere es einfach nochmal, nachdem ich festgestellt habe, warum es nicht so ganz geklappt hat.” Dieser Satz wiederum gibt Raum, lässt Möglichkeiten und Chancen wieder existieren. Er öffnet. Dieser Satz fühlt sich wesentlich besser an, oder?




Woher kommen solche Energie-fresser-Sätze?

Es handelt sich hierbei um so genannte “Glaubenssätze”. Sie entstehen im Laufe der Zeit in unserem Denken. Beeinflusst durch unsere Mitmenschen, die Erziehung, das Umfeld, das was wir hören, sehen, lesen, vorgelebt bekommen, das was wir selbst glauben und für richtig, wichtig und wahr halten, das worauf wir unsere Aufmerksamkeit legen... In Bezug auf den oben genannten Glaubenssatz “ich schaffe das sowieso nicht!” gilt in unserer Gesellschaft ganz klar das Kredo: Gelingen, nicht verfehlen! Das Gelingen wird belohnt, der Fehler bestraft. Also bloß nichts Falsches machen. Wenn doch, dann lieber gar nichts, als etwas Falsches! Also überlegt man im Unterbewusstsein erst mal, ob man dieses Wagnis überhaupt eingehen will, ob man es überhaupt zum Gelingen bringen kann, und das am besten direkt beim ersten Versuch. Ist das Unterbewusstsein nicht der Meinung, dann schickt es dir lieber den Satz “lass es, du kannst es sowieso nicht!” und das Schlimme ist, dass dann hier eine Art Belohnung stattfindet, denn durch das nicht probieren wird ja klar, dass man es nicht kann, also hatte das Unterbewusstsein Recht, und das hat es gerne. Belohnungen wollen auch noch gerne wiederholt werden, weil sie sich gut anfühlen. Somit beginnen wir uns im Kreis zu drehen...



Wie komme ich da raus?


Glückwunsch, der erste Schritt ist dir bereits gelungen! Du liest diesen Text und hast verstanden. Du räumst nun in deiner Denkweise die Möglichkeit ein, dass es vielleicht auch anders gehen könnte, und die Aussage “ich schaffe das sowieso nicht” vielleicht nicht der ganzen Wahrheit entspricht. Das ist der erste Schritt. Von nun an wirst du dir beim Denken und Reden zuhören, und wirst aufmerksam auf solche Verallgemeinerungssätze werden. Alles, was du machen musst, ist ihnen, wenn sie auftauchen, nicht mehr so viel Glauben, so viel Aufmerksamkeit und Gewicht schenken. Ab jetzt darfst du dir erlauben selbst zum Autor zu werden, selbst neue Sätze zu kreieren, und zwar solche, die sich gut anfühlen, die Raum fürs Ausprobieren geben.

Ab jetzt schaust du dir auch selber beim Handeln zu. “Fehler” machen ist nicht schlimm, denn sie können dich weiterbringen. Keine machen zu wollen, und stehen zu bleiben, das ist schlimm!

Bewege einen Fuß vor den anderen, und sag dir immer wieder “es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, ich probiere, übe und lerne!” Begebe dich jetzt auf die Reise. Es wird dabei Tage und Situationen geben, in denen dir alles gelingt, und dann wird es Momente geben, in denen dir manche Dinge nicht gelingen, in denen du in Sackgassen landest. Aber auch das ist nicht schlimm. Schaue dir einfach an, woran das gelegen hat, wie du hier landen konntest, völlig bewertungsfrei, denn Fehler sind keine Fehler, es sind Erfahrungen aus denen man immens viel Wissen schöpfen kann, wenn man sich nur traut hinzuschauen und sie nicht versteckt. Dann gehe zurück zu der Kreuzung, und probiere den nächsten Weg aus, bis du wieder auf einem Weg bist, der sich für dich richtig anfühlt. Und so gehst du immer weiter. Das ist das Leben.... Willkommen im Abenteuer!




Und dann noch...


Und wenn du bei einem Therapeuten bist, dich ihm völlig geöffnet und auch motiviert mitgearbeitet hast, es dich aber nicht so weitergebracht hat, wie du es gebraucht hättest, und er dir sagt, dass er dir nicht mehr weiterhelfen kann, dann liegt das nicht daran, dass du austherapiert bist, oder er als Therapeut nicht kompetent. Dann liegt es einfach nur daran, dass er sein Handwerkszeug ausprobiert hat, und keines seiner Handwerkszeuge aus seinem Methodenkoffer dich zielorientiert unterstützen konnte. Dann bedanke dich respektvoll bei dieser Person für all ihr Bemühen und ihren Einsatz, und gehe deine Reise weiter. Es gibt noch andere Fachleute, noch andere Methodenkoffer mit anderem Handwerkszeug. Probiere weiter aus, setze deine Reise fort, und gehe weiterhin einen Schritt nach dem anderen.

Du schaffst das!


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