Ja, und nein.
Ja, wenn er weiß, wo sein Platz in der Familie ist, und nicht davon ausgeht, dass automatisch ihm der beste Platz in der Behausung des Rudels gehört.
Ja, wenn er auch wieder runter geht, wenn Sie ihn dazu auffordern.
Ja, wenn ihr Sofa das aushält und sie mit dem restlichen Platz für sich zufrieden sind.
Und ja, wenn Sie auch nichts gegen Hundehaare an der Lieblingsdecke haben.
Nein, wenn Sie einen kleinen, oder gar großen, möchte-gern-Premierminister haben, der drauf und dran ist, zum Diktator aufzusteigen.
Nein, wenn ihr Hund denkt, allein er entscheidet darüber, wann er wo sitzen darf, und ihnen nichts anderes übrig bleibt, als sich in das kleine Eckchen, das er Ihnen widerwillig lässt, zu setzen.
Und nein, wenn ihnen die Textur und die strahlende Farbe ihres Sofas am Herzen liegen.
Früher...
Ich bin mit Hunden aufgewachsen. Und diese Hunde hatten das Glück, in einer Familie zu landen, die ein viel zu großes Herz für Tiere hatte. Somit war auch klar, dass das Sofa nicht nur den Zweibeinern gehörte. Nicht nur wir Kinder haben es geliebt, auch meine Eltern. Der väterliche Mittagsschlaf, die mütterliche abendliche Soap wurden immer von mindestens einem Hund begleitet, der sich kuschelig in die Ecke quetschte, die ihm zugewiesen wurde. Waren wir Kinder krank, dann schnurrten uns unsere Katzen in den Schlaf, oder unsere Hunde bewachten uns. Und so, das kann ich ihnen mit Sicherheit sagen, wird man am besten gesund!
Heute...
Heute bin ich erwachsen, habe selbst Kinder, und natürlich auch Hund und Katze! Die Katzen haben schon lange das Sofa erobert, das stand gar nicht zur Debatte, jedoch dem Hund haben wir es schwer gemacht. “Ein Hund gehört nicht aufs Sofa!” Zumindest haben wir uns, bzw. ich mich, ein paar Jahre dran gehalten, oder unter uns gesagt, es zumindest versucht. Es war aber auch nicht leicht, das muss ich zu meiner Verteidigung sagen! Haben Sie schon mal in Hundeaugen geschaut, die traurig zu Ihnen hoch gucken, weil der Kater und die Katze etwas dürfen, das er nicht darf? Nämlich Rudelknuddeln! Er versteht die Welt nicht mehr! Schließlich bin ich doch sein Mensch! Und, ja und das ist nicht zu unterschätzen, kann er doch wiederum in meinen Augen lesen, dass ich es ja auch nicht verstehen kann. Ich wünsche mir doch genauso, meine Nase in sein Fell vergraben zu dürfen, und dass er mir hier auf dem Sofa meine Füße wärmt! Aber, ich bin stark geblieben. Geknuddelt wurde dann auf dem Boden, auf seiner Decke, nur nicht gerade sehr bequem für Zweibeiner, die eben Sofas gewöhnt sind...
Endlich...
Jahre später haben wir unseren Flur oben renoviert, und die Schlafcouch musste raus. Wohin damit? Wegschmeißen zu schade... Wir stellten sie vorläufig in unseren großen Wohnraum. Vorläufig, das zumindest war der Plan. Mittlerweile steht sie schon seit einiger Zeit da, und wird auch wahrscheinlich noch lange dort bleiben, denn sie hat eine für sich ganz eigene Funktion erhalten: sie ist unsere Rudelknuddel-Couch! Es hat sich einfach so ergeben. Ja wirklich, einfach so. Es war Zufall, und auch gar nicht meine Idee, ich schwöre es. Der Hund ist einfach von selbst hoch gesprungen, als ich die Couch aufgeklappt habe. Ich wollte nur vor dem großen Fenster, in der Mittagssonne ein Schläfchen halten. Nun gut, okay, ich musste es ihm schon erlauben... Aber, es war herrlich!
Ich hatte es mir schon unter meiner Decke gemütlich gemacht und wollte die Augen schließen. Ich zeigte ihm, sich neben meine Beine zu legen. Er sprang hoch, und realisierte, dass sein lang ersehnter Traum tatsächlich in Erfüllung ging! Der Kerl war so glücklich, so euphorisch und aufgedreht, dass er erst einmal seiner Energie und Freude freien Lauf geben musste. Er wälzte sich hin und her, schnaubte und nieste, drehte sich nach rechts, nach links, auf den Rücken, und... fiel wieder auf der anderen Seite runter! Herrlich! Habe ich mich kaputt gelacht! Er machte das Ganze noch mindestens zweimal. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder beruhigte. Aber dann atmete er endlich einmal tief ein, dann wieder aus, und schloss ebenfalls seine Augen. Von nun an würden wir beide das öfter machen, das war ja klar!
Aha...
Die Tatsache, mit seinem Rudel auf einer Ebene liegen zu dürfen, mit ihnen gemeinsam die Siesta zu verbringen, hat ihn verändert. Unser Band ist noch enger geworden. Er ist insgesamt noch fröhlicher, freier, aufgeweckter und verschmuster. Ich hätte nicht gedacht, was das in so einem Hundeleben ausmacht!
Jedoch möchte ich hier kein Schubladendenken an den Tag legen, und sagen, dass alle Hunde aufs Sofa dürfen! Absolut nicht! Hunde, die kein respektvolles Verhalten haben, die ihnen die Zähne zeigen, weil sie Sie auffordern runter zu gehen, haben nichts auf dem Sofa zu suchen! Aber mal ehrlich, mit diesen Hunden sollten Sie dann nicht nur am Thema Sofa arbeiten... Außerdem fragt mein Hund mich von sich aus, ob er rauf darf, wenn ich schon dort sitze, das zeigt auch, dass für ihn unsere Rangordnung klar ist. Und sitzt er dort, wo ich mich eigentlich setzen wollte, reicht ein kleiner Stupser, oder eine Geste, und er geht ohne Mucks woanders hin. Das nennt man auf Hundesprache "respektvolles Verhalten", und das ist angeboren, das muss man dem Vierbeiner nicht beibringen, man darf es ihm eben nur nicht “weg” erziehen...
Und jetzt...?
Ob also ihr Vierbeiner auf die Couch darf, oder nicht, das entscheidet kein Hundehaltergesetz und auch keine Hunde-Benimm-Regel. Ob er rauf darf oder nicht, das entscheidet die Art und Weise, wie Sie Beide miteinander umgehen, miteinander klarkommen. Die alles entscheidende Frage ist, ist der Hund in die Familie integriert, oder die Familie in das Hunderudel...?
Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Grübeln... :)
Fotos: Wixstatic Unsplash Paola nicolello, Lucian Dachmann