Fotos: julie Meyer
Wenn wir etwas erschaffen möchten, dann haben wir oft eine ganz klare Vorstellung vor Augen, oft auch ein im Internet gesehenes Beispiel. Die Erwartung ist hoch. Das, was wir erschaffen wollen, muss perfekt sein, schön, brauchbar, die alles übertreffende Idee, und es muss genauso aussehen, wie in dem Video der genialen Youtuberin. Sowieso muss man erstmal um das perfekte Ergebnis erzielen zu können, das perfekte Material bestellen, und zwar genau das, was eben dieser super kreative Kopf in seinem Post da angeraten und selbst benutzt hat. Dann versuchen wir nach-zu-machen. Nach-machen, ist selten befriedigend, da es selten genau dieses Resultat bringt. Das erhaltene Resultat ist auf jeden Fall ein anderes, unser eigenes, wahrscheinlich ähnlich, aber doch anders – UNSERES! Völlig unzufrieden, stellen wir unser Erzeugnis beschämt in die Ecke. Und so ein Experiment wiederholen? Bloß nicht, führt doch wieder zum selben nicht zufriedenstellenden Ergebnis. Siehste, ich kann das eben nicht, hab’ ich doch gesagt! Und schwupps, schon speichert sich wieder etwas Unbrauchbares in unser Hirn ein, transportiert durch ganz viele negative Emotionen…
Foto und gemaltes Bild: Kerstin Haag
So ist es eben nicht! Kreativität hat mit Loslassen zu tun, sich treiben lassen. Nicht wissen, wo man am Ende der Reise ankommen wird, wie das Produkt aussehen wird. Ja noch nicht einmal wissen, mit welchen Utensilien und Transportmitteln man reisen wird. Und Kreativität heißt, die Reise an sich genießen und sich dafür belohnen. Es ist nicht das Ankommen, das hier einzig zählt, denn der Weg ist das Ziel!
Bilder und Fotos: Kerstin Haag
Wenn ich mich in mein Bastelzimmer setze, dann verspüre ich einfach nur den Wunsch, etwas zu erschaffen. Was, das weiß ich dann meist nicht. Ich lasse mich auf mein Bauchgefühl ein. Nur er allein entscheidet, mit welchen Material ich arbeiten werde. Manchmal berühre ich dann meine Nähmaschine, oder meine Pinsel, nur um zu wissen, was sich heute besser anfühlt. Der Gewinner kommt auf den Basteltisch. Die Farben entscheidet meine Laune, die Wolle oder den Stoff meine Gedanken. Manchmal entsteht etwas Brauchbares, manchmal auch nicht. Manchmal entsteht etwas, das mich selbst überrascht, manchmal aber auch etwas, das mich einfach nur zum Kopf schütteln und Schmunzeln bringt. Aber eines steht fest, es entspannt mich. Es bringt mich zu mir selbst, zum eigentlichen Moment. Ich fokussiere mich komplett auf mein Blatt, meinen Stoff oder was auch immer ich gerade bearbeite. Ich vergesse den Rest der Welt, meine Herausforderungen des Alltags und mache einfach nur. Einfach nur machen, was für eine Wohltat, denn sonst gehöre ich zu den Menschen, die gerne vorausschauend denken, und das kann schonmal ganz schön anstrengend sein…
Foto und gemaltes Bild: Kerstin Haag
Vielleicht probierst Du das mal bei deiner nächsten kreativen Pause. Befreie dich vom Erfolgsergebnis; traue dich einfach nur zu kritzeln, nichts Brauchbares oder Schönes zu machen. Lege das Ziel auf das Herstellen, nicht auf das Hergestellte…. Lege die Latte nicht zu hoch! Denk dran, du solltest sie erreichen können, um nachher stolz auf dich zu sein. Stolz auf die positiven Emotionen, die die Momente des Outputs in dir wachgerufen haben. Dieser Erfolg verankert sich in dein Hirn, gepuscht durch die Freude. Somit wirst du auch in Zukunft wieder leichter zum Stift, Pinsel oder der Stricknadel greifen! Verlass dich einfach nur auf dein Bauchgefühl, höre nicht auf deine Gedanken. Stelle dir vor, deine Gedanken seien eine eigene separate Person. Bitte sie einfach, auf den Stuhl neben dir Platz zu nehmen. Wenn dieser Plappergeist nicht aufhören kann das zu tun, was er am besten macht, nämlich quatschen und Besserwissen, dann höre einfach nicht hin und lass ihn weiterbrabbeln. Stelle die Musik etwas lauter und singe mit. Trau dich einfach mal quer zu denken und zu tun, und vermeintlich sinnloses Zeug entstehen zu lassen. Und wer weiß, vielleicht überraschst du dich selbst…?!? Aber vergiss nicht, das schönste Resultat ist das eigene Wohlbefinden!
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