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AutorenbildBlickwechsel mit Kerstin

Ein Wanderwochenende geht neue Wege

Aktualisiert: 30. Sept. 2023


- Wenn alles anders ist, ist es gerade richtig-


eine Frau mit Rucksack beim Wandern

Vorbereitung

Wie bereits seit 4 Jahren, wollten Julie und ich uns wieder eine Auszeit in der Natur gönnen. Fernab von Lärm, Stress, Alltag und Arbeit. Einfach nur wir Beide, die drei Hunde und der Wald. So wie immer… dachten wir… falsch gedacht…


„Und wie ist der Plan? So wie immer? Kein Plan?“ fragte Julie am Telefon, als wir nochmal vor der Abfahrt am Freitag alles durchgehen wollten. „Jepp, kein Plan!“ kam meine Antwort wie aus der Pistole geschossen. „So, wie immer. Wir wandeln einfach gemütlich durch die Natur, genießen den Rückzug und die Einsamkeit und schauen, wo es uns hinbringt.“


ein Wegweiser zum Wasserfall im Wald

Wir Beide hatten den Rückzug so nötig! Wir fühlten uns seit einiger Zeit ‚irgendwie dazwischen‘. Julie stand buchstäblich zwischen zwei Jobs. Den einen Freitag vor der Abfahrt hinter sich gelassen, den neuen am Montag nach der Rückkehr in Angriff nehmen. Ich hatte vor ein paar Monaten in die komplette Selbständigkeit gewechselt, und da stand gerade eine Entscheidung an. Sollte ich auch wieder Altes Loslassen, um Neues annehmen zu können? Irgendwie waren wir zwei wieder am gleichen Punkt angelangt, ohne uns abzusprechen.

Wir wollten nun das Wochenende nutzen, um bei uns anzukommen. Ganz in Stille, ganz in Ruhe. Bei uns angekommen, wären wir dann in der Lage, Kraft zu sammeln. Kraft, um loslassen und neue Wege gehen zu können.





Ankunft

Was soll ich sagen, das mit der Stille war schon Freitagabend für die Katz‘, weil uns nämlich der Hund dazwischenkam. Sally, eine süße, noch recht junge Terrier Hündin, fühlte sich noch nicht wirklich wohl und sicher in der fremden Unterkunft. Sie war etwas nervös und musste nachts, wenn ihr etwas gruselig vorkam, es lauthals mitteilen.


eine Frau mit 3 Hunden im Wald

Natürlich hatte sie es darauf abgesehen, die beiden anderen Hunde zu wecken, um sich dann selbst im Schutz der Großen verstecken zu können. So war es auch: Ogara und Flex bellten lauthals mit, um klein Sally zu schützen. Sie waren stolz und machten das gerne. Und wie sie selbst fanden, machten sie es auch gut. „So ein Mist, das war doch letztes Jahr nicht so mit den Hunden!“ schlaftrunken stand ich auf und gab mich jedoch nach mehreren Versuchen geschlagen. „Gut. Sally, du hast gewonnen, und die Pädagogik hat hier versagt. Du darfst jetzt 'zur Belohnung‘ bei uns im Schlafzimmer schlafen.“ Ich nahm sie mit. Sie seufzte tief, als sage sie „na endlich, hier bei euch fühle ich mich sicher“. Sie mümmelte sich ein, und schon war sie im Land der Träume. Ich fühlte mich ehrlich gesagt geschmeichelt, was Julie so ziemlich egal war. Aber Sally war nun ruhig und zufrieden. Stille, endlich! Aber nicht lange… blöderweise fühlten die beiden anderen Hunde sich benachteiligt. Doch nicht doof, warteten sie, bis wir wieder eingeschlafen waren, um sich dann ganz zaghaft, aber doch bestimmt, gegen die Schlafzimmertüre zu lehnen. Ganz aus Versehen und per Zufall natürlich, aber mit genügend Kraft und Entschlossenheit. Tja, und Schwupps, ging die Türe wieder auf, und eine weitere schnarchende, pupsende, sich leckende und schüttelnde Fellnase fand den Weg ins Schlafzimmer. Klar, dass es Ogara, mein eigener Hund war. Super! Zu faul, um wieder aufzustehen, beließen wir es dabei. „Also morgen machen wir das wohl anders!“ Julie war fest entschlossen, im Gegensatz zu den Hunden…



Tag eins

Aufstehen, Kaffee trinken, frühstücken gehen. Wie immer. Ja, das Frühstück war wie immer. Nur waren wir etwas müder als sonst, etwas viel müder … Aber den Tag wollten wir trotzdem für uns gewinnen. Die erste Route sollte uns durch Felsenschluchten führen, vorbei an einem Bach, und die bekannte Burg Rheinhardstein stets im Blick.

Wandern um eine Burg herum

Wir hatten uns eine vorgefertigte Route rund um diese Sehenswürdigkeit ausgesucht. Fehler eins. Fehler zwei: es war Wochenende. Fehler drei: das Wetter war traumhaft, gerade richtig zum Wandern, nicht zu kalt, nicht zu warm, leicht sonnig und trocken. Wieso das Fehler sind? Nun, es kommt auf die Kombi an. Alles drei zusammen ergibt… ? Jepp, wahnsinnig viele Menschen auf derselben Route unterwegs! Und wir waren doch auf der Suche nach Stille, Rückzug und Einsamkeit! Ständig kamen uns große Gruppen von Touristen entgegen. Lästig! Das war nicht das, was wir uns darunter vorgestellt hatten! Also improvisieren!


Burg Rheinhardstein in Sourbrodt

Unterwegs war uns ein Schildchen von einer weiteren Wanderroute aufgefallen, auf der wir uns anscheinend auch befanden: ‚Extremtrail‘ gesponsort von Decathlon. Na, das hört sich doch gut an. Also los, und diesem Extremtrail folgen. Wo der hinführt? Keine Ahnung, Hauptsache weg hier! Denn eines war klar: die Menschenmassen, die uns hier begegneten, die waren auf keinen Fall gewappnet für einen extremtrail, die würden bestimmt nicht dahin gehen, die nicht! Die hatten Flip-Flops oder ASSiletten an, trugen eine Bauchtasche quer über die Schulter, güldene Ray Ban Sonnenbrillen und Kettchen, waren gehüllt in Rüschchen und Glitzer und stanken abwechselnd nach Parfum und Alkohol. Außerdem trugen sie weder Rucksäcke, noch hatten sie Wasserflaschen dabei. Sie zerstörten endgültig die Stimmung der Natur, indem sie sich viel zu laut unterhielten. Also weg von hier, weg von denen, ab in die Ruhe. Ab zum Extremtrail.



zwei Frauen und drei Hunde im Wald



Tag zwei

Ja, und glaubt ihr, wir haben daraus gelernt? Nein… Am darauffolgenden Tag, ein Sonntag, haben wir dieselben Fehler wieder gemacht: Es zog uns zum Bütgenbacher See => Schönes Wetter + Wochenende + bekannter Ort = Menschen. Viele Menschen. Sehr viele Menschen. Zu viele Menschen.


eine Frau badet im See

Aber, was soll ich sagen…? Es kommt immer so, wie es kommen muss. Und genau deswegen planen wir nicht und lassen uns einfach treiben. Dieses Jahr sollten wir anscheinend lernen, trotz dieser Menschenmengen bei uns und unserer inneren Stille bleiben zu können. Etwas, das uns jetzt gerade im vollen Alltag unwahrscheinlich hilft. Etwas, dass wir Beide dieses Jahr ganz besonders brauchen werden durch unsere Jobwechsel oder Wechsel im Job. Und hätten wir uns komplett in die Einsamkeit zurückgezogen, so wie sonst immer, hätten wir beide diese wunderbare Erkenntnis und Fähigkeit nicht lernen können! Einen wahren Schatz!

eine Frau und drei Hunde im Wald

Also Leute, die Moral von der Geschicht‘

… Plane deine Tage nicht …




Sehenswürdigkeit:

Burg Rheinhardtsein in Sourbrodt (Belgien)

Hier werden auch Führungen angeboten im inneren der Burg auf mehreren Sprachen. Es lohnt sich, auch für kleine Kinder. Anschliessend ein leckeres Getränk und ein Häppchen auf der Burgterrasse, vor allem für Mama und Papa. Und natürlich, nicht zu vergessen, die Wanderung für die Hunde ... :)




Text: Kerstin Haag

Fotos: Julie Meyer

Hauptdarsteller: Sally, Flex und Ogara

Besitzer der drei Hauptdarsteller: Davina Fischer, Lorenz Haag und Kerstin Haag

des Weiteren nahmen teil: Julie Meyer und Kerstin Haag



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